Geschichte des Karate-Dō

Zeichen für Karate-Dō

Karate ist eine Kampfkunst, die ihren Ursprung auf der Insel Okinawa im Süden Japans hat. Okinawa war früher ein Handelspunkt zwischen China und Japan. Obwohl sich Japan früher sehr isolierte, war Okinawa (welches bis 1879 zum eigenständigen Königreich Ryūkyū gehörte) ein Ort an dem japanische und chinesische Kultur aufeinander trafen. Somit kamen viele chinesische Meister der Kampfkünste nach Okinawa.

Schließlich wurden die chinesischen Stile mit dem in Okinawa heimischen "Te" (=Hand, Handtechnik) vermischt. So wurde aus "Te" das "Tode/Karate" (früher: chinesiche Hand, heute: leere Hand). Besonders wurde das Karate vom Stil des Weißen Kranichs (chin.: "Baihequan", jap.:"Hakutsuru-ken") geprägt. Auch das Bubishi, die "Bibel des Karate", sollte hier erwähnt werden.

Vom japanischen Festland verbreitete sich Karate später über die ganze Welt. Männer wie Gichin Funakoshi, Kenwa Mabuni, Choki Motobu oder Yasuhiro Konishi trugen zu dieser Verbreitung gravierend bei. Des Weiteren wurde dem Karate zu dieser Zeit das Zeichen "Dō" (=Weg) hinzugefügt. Heute sprechen wir also von "Karate-Dō" - dem Weg der leeren Hand. "Dō" ist ein in den modernen, japanischen Kampfkünsten (Judo, Iaido, Kendo, Kyudo, Aikido, ...) beliebter Zusatz, welcher die philosophische Seite der Kunst in den Vordergrund rücken soll.

Karate soll heute also als Lebensweg betrieben werden. Man soll es zur Erziehung des eigenen Ichs betreiben. Auch wenn Selbstverteidigung und Wettkämpfe gute und wichtige Bestandteile des Karate sind, sollte man sich auch auf die philosophische Seite dieser Kunst konzentrieren. Gemeinsam mit Verbesserungen in der Technik, soll auch der Charakter stets geformt werden. Wenn man Karate ernst betreibt, gewinnt man an Disziplin, Respekt, Höflichkeit, Ausgeglichenheit, uvm.

Shotokan-unser Stil

Gichin Funakoshi

Gegen den Willen der alten Meister, entwickelten sich mit der Zeit verschiedene Stile. Die Hauptstile heute sind Shotokan, Goju-Ryu, Shito-Ryu und Wado-Ryu. Abgesehen von unserem Stil, dem Shotokan, wollen wir hier jedoch auf keinen genauer eingehen.

Das Shotokan wurde von Meister Gichin Funakoshi (1868-1957) begründet. Es zeichnet sich besonders durch tiefe Stände und harte Techniken aus. Es werden auch oft hohe Tritte ausgeführt, was in manch anderen Stilrichtungen manchmal nicht so der Fall ist. Der Stil entspringt dem Shorin-Stil, welchen Funakoshi von den Meistern Itosu und Asato lernte. Die Schüler von Meister Funakoshi benannten sein Karate später "Shotokan".

Der Name "Shotokan" kommt vom Dichternamen von Meister Funakoshi, der "Shoto" (=Pinienrauschen) lautete. "Kan" bedeutet Halle oder Haus. Das Haus symbolisiert den Ort des Trainings. Der Stil wurde also "Haus des Pinienrauschens" genannt.

Einige wichtige Vertreter des Stils sind Hirokazu Kanazawa, Teruyuki Okazaki, Hiroshi Shirai oder Hideo Ochi.

Training

Grundsätzlich spaltet sich das Karate Training in 4 Teile, die auch als miteinander
verbundene Ebenen betrachtet werden können. Diese 4 Ebenen bestehen aus Kihon, Kata, Bunkai und Kumite.


Kihon (Grundschule)
Bei Kihon werden Techniken ohne Partner im Vor- und Rückwertsgehen geübt. Es ist die einfachste Stufe, um einzelne Techniken als Bewegung zu erlernen.

Kata (Form)
Eine Kata ist eine festgelegte Abfolge von Techniken. Im Shotokan gibt es 26 davon. In der Kata werden die gelernten Einzeltechniken in einer festgelegten Form vereint. Die Kata sind sehr alte Formen, die Generation für Generation weitergegeben wurden. Die alten Meister nutzten sie, um Kampftechniken ohne einen Partner trainieren zu können (quasi ein Kampf mit einem imaginären Gegner). Obwohl die Kata über die Jahre verändert wurden, werden sie in gewissermaßen als Fundament des Karate angesehen.

Bunkai (Analyse)
Bunkai ist die Übertragung der Formen in eine spezifische Anwendung. Bei Bunkai geht es darum, die Anwendungen der alten Kata herauszufinden. Man betreibt die Kata also mit einem Partner.

Kumite (Partnerübungen)
Kumite sind nun die Techniken im Kampf. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass im Kumite nun die gelernten Techniken im Freikampf angewendet werden. Noch erwähnt werden sollte, dass es auch im Kumite Abstufungen gibt und nicht nur der Freikampf (Jiyu-Kumite) trainiert wird.


Auch wenn früher etwas anders trainiert wurde, wird heute nach diesem groben Leitbild Karate trainiert. Man lernt die Einzeltechniken, dann eine Abfolge von Techniken, ihre Anwendung und den freien Kampf.
Weitere Bestandteile unseres Trainings sind Selbstverteidigung, Dehnübungen, Krafttraining, Fallschule, uvm.

Zusätzlich zur technischen und körperlichen Entwicklung dieser 4 Stufen, besitzt das Karate als Ganzes (Training, Philosophie, usw.) auch ein solches Leitbild. Dieses Leitbild wird durch das Shin Gi Tai definiert.


Shin (Geist): Mit Shin ist gemeint, dass der Karate Praktizierende seinen
Geist schulen sollte. Er sollte sich bilden und einen guten,
starken Charakter aufbauen.

Gi (Technik): Gi bezeichnet die Technik an sich. Man sollte immer nach Verbesserungen
in den Karate Techniken streben, um sein Können immer weiter zu verfeinern.

Tai (Körper): Tai meint das Training des Körpers. Es ist wichtig einen starken
Körper aufzubauen. Tai könnte man auch als Brücke zwischen Shin und Gi sehen.
Unser Körper ermöglicht die Technik ausgelöst durch unseren Geist.


Bei einem guten Karateka (Praktizierender des Karate) sollte Shin Gi Tai stets im Gleichgewicht sein. Man sollte keinen dieser Bereiche vernachlässigen. Es gibt noch weitere solche Konzepte wie beispielsweise Bunbu Ryodo, Shu-Ha-Ri oder Senshin (vereint Shoshin, Mushin, Fudoshin und Zanshin). Diese werden wir hier jedoch nicht mehr genauer behandeln.